Nein Danke!

Unser Bunte-Liste-Stadtrat Uli Kaiser war von einer Vertreterin der hiesigen „klarDenken“-Gruppe zu einer Kundgebung und Podiumsdiskussion am 15. November eingeladen worden, um die staatlichen Maßnahmen gegen die Pandemie zu diskutieren.
Hier seine Antwort, die auch die Haltung der Bunten Liste wiedergibt:
Sehr geehrte Frau Pahl,
vielen Dank für Ihre freundliche Einladung.
Ich teile Ihre Ziele für freie Meinungsäußerung, Transparenz, Frieden, Freiheit und ein wertschätzendes Miteinander.
Dieses wertschätzende Miteinander kann wohl auch als Solidarität bezeichnet werden. Auch das Beleuchten der Krise aus allen Blickwinkeln ist zu begrüßen.
Persönlich habe ich das Gefühl, dass noch keine Krise so umfassend beleuchtet und diskutiert wurde wie die Corona-Pandemie.
Mich beeindruckt die Solidarität einer überwältigenden Mehrheit unserer Gesellschaft mit jenen, die wegen ihres Alters oder
einer Vorerkrankung ein großes Risiko tragen, durch den Virus Schaden zu nehmen.
Solidarität ist leicht, wenn es von einem kein persönliches Opfer fordert. Mir ist klar, dass viele in unserer Gesellschaft hier zur Zeit erhebliche Opfer bringen, um diese Solidarität zu leben. Aber die politische Vertretung unserer Solidargemeinschaft bemüht sich redlich, diese Opfer abzumildern. Selten hatte ich das Gefühl, dass sich unsere sonst so diversen Parteien ihrer Verantwortung bewusst sind und konstruktiv zusammenarbeiten, um die Krise zu meistern.
Eine Partei schert hier aus. Und damit komme ich zu meinen Problemen mit Ihrer Bewegung: Ihre Namensgebung unterstellt ja, dass alle anderen ( in diesem Fall die große Mehrheit ) nicht klar denken.
Mir kommt da immer ein alter Sketch in den Sinn:
„Achtung, Achtung! Auf der Autobahn kommt Ihnen ein Geisterfahrer entgegen!!!“
„Von wegen einer! Es sind Hunderte!!!“
Meine bisherigen Gespräche mit Ihren Anhänger*innen haben kein Interesse an einer Meinungsvielfalt erkennen lassen.
Eher wird jede kritische Anmerkung sofort in einen Beleg für die eigene Verschwörungstheorie umgewandelt.
Daher befürchte ich, dass ich keinen Beitrag für Ihre Diskussion leisten kann. Zumal ich nicht umhin könnte, Ihrer Gruppierung, wegen der Verharmlosung der Pandemie-Gefahren, eine erhebliche Verantwortung für die aktuelle Verschärfung des Infektionsgeschehen zuzuschreiben.
Was mich aber wirklich entsetzt, ist die Naivität Ihrer Gruppe, mit der Sie die Umarmung von rechtsextremen Gruppierungen zulassen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen noch auffällt, aber die YouTube-Ausschnitte der letzten Kundgebung ähnelten doch stark der AfD, Herrn Trump und anderen dumpfen Demagogen.
Sie werden verstehen, dass ich, auch aus Respekt vor jenen Mitbürger*innen, die in Gesundheitsämtern und Altenheimen unter erschwerten Bedingungen arbeiten, Ihrer Einladung nicht folgen kann.
Trotzdem wünsche ich Ihrer Veranstaltung Erhellendes.
Mit freundlichen Grüßen
Uli Kaiser