Ganz tief rein in die Zukunft der Mobilität wagten sich Bunte und Grüne beim Themenabend „Nachhaltige Mobilität“ am Sonntagabend im Köchlin. Erfrischend hoffnungsvoll waren die Referate und Diskussionsbeiträge: Es ging eben nicht um’s Parken, sondern um die entscheidende Frage der Zukunft, wie ein gutes Leben ohne Auto möglich werden kann.
Bevor die knapp 50 Besucherinnen und Besucher vom Mobilitätsbeauftragten im Stadtrat, Matthias Kaiser, auf das Thema eingestimmt wurden, gab es eine Schweigeminute für die Todesopfer in Hanau. „Das sind rassistisch motivierte Morde, die uns fassungslos machen, lasst uns nicht müde werden, den Brandstiftern entgegenzutreten – Hanau kann überall sein,“ mahnte der bunte Stadtrat.
Viel ist auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Mobilität in der Stadt bereits geschehen. Noch immer ist der Stadtbus – wenn auch in die Jahre gekommen und durchaus verbesserungswürdig – ein geniales System, Lindau bietet sich als Stadt mit kurzen Wegen geradezu zum Fahrradfahren und Laufen an, ein Carsharing-Verein bietet weitere Alternativen zum eigenen Auto und die Bahn setzt in den nächsten Jahren Meilensteine in der Region um: so viele Haltestellen wie sonst nirgendwo soll es künftig entlang der Schienenstränge geben. Matthias Kaiser erinnert an KLiMo (Klimafreundliches Lindauer Mobilitätskonzept mit seinem Start im Jahr 2014) und an das zuletzt unter der größtmöglichen Bürgerbeteiligung erarbeitete Nah-Mobilitätskonzept für RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Hervorragende Arbeit und viel Leidenschaft in der Sache bescheinigte Matthias Kaiser dem zuständigen Fachbereich bei der Lindauer GTL: „Jaime Valdez ist dort stets kompetenter Ansprechpartner und Lindau nimmt in Bayern mittlerweile eine Vorreiterrolle ein. Damit das Thema weiter mit dieser Intensität und mit diesem Engagement vorangetrieben wird, brauchen wir einen bunten OB und viele bunte und grüne Stadt- und KreisrätInnen“.
OB-Kandidat Daniel Obermayr weiß, dass auch das Thema Mobilität nur ganzheitlich betrachtet werden kann. „Wer würde sich in seiner Firma eine große und teure Maschine anschaffen, die dann nur eine halbe Stunde am Tag im Einsatz ist?“ fragt er in die Runde. Er wolle das Auto nicht verteufeln, vielmehr müsse man dahin kommen, das eigene Auto guten Gewissens abschaffen zu können und trotzdem gut zu leben. „Ich möchte erleben, dass ich – ganz ohne Auto – abends eine Veranstaltung im Löwensaal besuchen und danach in meinem eigenen Bett in Lindau schlafen kann,“ wünscht sich Daniel Obermayr.
„Multimodalität“ ist das Zauberwort, das nichts anderes bedeutet als die Möglichkeit verschiedene Verkehrsmittel zu nutzen und miteinander zu kombinieren. Mit dem Fahrrad oder zu Fuss zur Haltestelle, von dort mit dem Zubringer zur nächsten Bahnhaltestelle – vor allem PendlerInnen hat der Bunte OB-Kandidat dabei im Blick. Und da gibt es richtig gute Lösungen, ergänzt Jaime Valdez: „Beim „Ridepooling“ wird beispielsweise ein IT-Algorithmus eingesetzt, der automatisch Fahrgemeinschaften zwischen Fahrgästen bildet, die ein ähnliches Ziel haben. In der Zukunft könnten kleinere Fahrzeuge autonom als Zubringer zu den S-Bahn-Haltestellen, als Abend – oder Shuttle-Verkehr eingesetzt werden, alles digital vernetzt und berechnet, damit die Wartezeiten so kurz wie möglich bleiben“.
„Das sind spannende Zeiten und Aufgaben,“ freut sich Daniel Obermayr auf’s Anpacken: „Es ist unser Job, diese Möglichkeiten weiter zu entwickeln und zu schauen, dass es bei uns klappt. Schließlich dreht sich die Welt weiter – auch ohne Parkhäuser!“
Manuela Schlichtling