Vogelschutzgebiete: die Bunte Liste bringt die Beteiligten an einen Tisch

Vogelschutzgebiete: Konstruktiver Dialog kommt in die Gänge
Bunte Liste holt Befürworter und Gegner des Managementplans an einen Tisch

LINDAU / hip Welten scheinen nicht mehr zwischen Befürwortern und Gegnern des Managementplans für die Vogelschutzgebiete am bayerischen Bodenseeufer zu liegen. Und miteinander reden, ohne sich in die Haare zu kriegen, können beide Seiten auch. Das zeigte sich bei der Sonntagssitzung der Bunten Liste Lindau im Haus der Dialoge. Nachdem die Regierung von Schwaben die Schutzzonen inzwischen reduziert hat, scheint sich vor allem mit dem Angebot für freiwillige Selbstverpflichtungen ein gangbarer Weg abzuzeichnen. Ulrike Lorenz-Meyer konnte jedenfalls am Ende der Sitzung von einer schönen Veranstaltung sprechen, die auch „atmosphärisch in Ordnung gewesen ist“. Sie hoffe, dass es in diesem Geist weitergeht und man Kompromisse findet.

Von Isolde Miller, Geschäftsführerin des Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe Lindau, hatte es zu Anfang Informationen zum Managementplan des Natura 2000-Gebiets und den Änderungen gegenüber dem letzten Herbst gegeben. In Wasserburg sei der Hafen ganz raus und ein Teil der Ganzjahresruhezone nun Ankerverbotszone, wo eine Durchfahrt möglich ist. Der Bereich um die Insel Hoy sei jetzt Winterruhezone (vorher Ganzjahresruhezone). Und im Schutzgebiet Schachener Bucht habe man einen Einfahrtskorridor geschaffen, so Miller. Jörg Fischer war als Vertreter des Wassersports eingeladen. Was ihn – neben den Einschränkungen für die Wassersportler – besonders störe, sei, dass trotz Nachfragen bei der Regierung von Schwaben ihm noch niemand habe sagen können, welche erhebliche Gefährdung für die Wasservögel durch den Wassersport ausgehe. Seines Wissens gebe es da gar keine Erhebung. Mit den meisten Winterruhezonen könne man grundsätzlich leben, so Fischer. Womit man nicht leben könne, sei, dass nicht erklärt werde, warum.

Wer nicht kommt soll sich nicht beschweren

Der Managementplan basiere auf Zählungen der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee, erläuterte Miller. Ein störungsökologisches Gutachten sei ebenfalls erstellt und bei den runden Tischen auch vorgestellt worden. Und es könne sich niemand beschweren, nicht informiert und eingebunden zu sein, wenn er da nicht erscheine. Die Regierung von Schwaben habe sich schon bewegt und das erste Schutzzonenkonzept „sehr abgespeckt“, so Miller. Man könne aber nicht solange Kompromisse machen, dass am Schluss der eigentliche Zweck des Plans nicht erreicht wird. Miller und dem BN-Vorsitzenden Erich Jörg war es wichtig, mit der immer wieder von Kritikern angeführten „Aussperrung der Menschen vom See“ aufzuräumen. Die gebe es nicht.

Dass es, wie Fischer anführte, Ausnahmeregelungen für ganzjährige Befahrungen von Ruhezonen auch für Jäger gibt, konnte Isolde Miller kaum glauben. Das habe ihm aber Regierungspräsident Scheufele gesagt, antwortete Jörg Fischer. Wenn das zutreffe, „dann machen wir noch mal nen Aufstand“, kündigte Miller für den BN an.

Bernhard Wörz sprach für die Kanuten und erklärte, diese praktizierten seit zehn Jahren Selbstbeschränkung. „Wenn Vögel da sind, fahren wir nicht hin“, so Wörz. Und das halte man auch außerhalb von Vogelschutzgebieten so. Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung habe man also keine Probleme.

Andreas Kurz meldete sich für die Sportfischer zu Wort, die ab 10. Januar zum Schleppfischen (mit Ruten) rausfahren und somit von den Winterruhezonen betroffen sind, die Kurz für „völlig überflüssig“ hält. Er sprach von einem „naturschutzfachlichen Diktat mit weitreichenden Einschränkungen für die Fischerei“. Matthias Kaiser bedauerte, dass bei uns immer wieder Diskussionen über Naturschutz stattfinden müssen. Am Untersee beispielsweise, wo es überall Einschränkungen gebe, rege sich kein Mensch darüber auf. Stadtrat Dr. Peter Triloff machte deutlich, dass es, wenn man alle Interessen berücksichtigen würde, keinen Naturschutz mehr geben würde. Es gehe nicht um Einzelne als Störfaktor, sondern um den Summeneffekt. Freiwilligen Vereinbarungen gegenüber sei er skeptisch, so Triloff. Er kenne aus der Industrie keinen einigen Fall, wo das funktioniert.

Einig war man sich darin, dass es die weitgehend in Privatbesitz befindlichen Ufergrundstücke sind, die den Menschen den Zugang zum bayerischen Bodensee verwehren. Und nicht der Naturschutz.

 

aus SZ online: http://www.schwaebische.de/region/bodensee/lindau/stadtnachrichten-lindau_artikel,-Vogelschutzgebiete-Konstruktiver-Dialog-kommt-in-die-Gaenge-_arid,5456110.html