LZ-Bericht über die grandiose Nominierungsveranstaltung der Bunten

Ein 28-Jähriger führt die Bunten an

Von Christian Flemming

LINDAU „Mit Euch im Rücken sind wir eh Wahlgewinner, denn die stärkste Fraktion sind wir sowieso“, so Uli Kaiser angesichts des vollbesetzten Köchlinsaales bei der Nomi­nierungsversammlung der Bunten Liste. 66 Wahlberechtigte und mehrere Gäste rückten eng zusammen, damit jeder ein Plätzchen finden konnte. Mit einer Liste von 30 Kandidaten und drei Ersatzkandidaten treten die Bunten zur Stadtratswahl im kommen­den Jahr an, die bei einer Gegenstimme und zwei ungültigen Zetteln von 63 angenommen wurde.

Wer meint, die Bunte Liste motze nur über Lindau, hätte sich spätestens bei dieser Versamm­lung eines Besseren belehren lassen können, denn das Resümée über die 30 vergangenen Jahre der Bunten fiel durchaus positiv aus: „ Es bewegt sich was in Lindau und zwar zum Po­sitiven. Auch dank der Beteiligung der Bunten Liste“, so Stadtrat Uli Kaiser.

Traditionell sehen die Bunten die Reihenfolge auf ihrer Liste als nicht so wichtig an, dass aber mit dem 28-jährigen Versorgungstechniker Moritz Löhr ein junger Bunter sich für den Platz 1 zur Verfügung gestellt hatte, erfreut die Stadträte, die sich dafür stark machen, den Nach­wuchs mehr mit einzubinden. So sind die sechs locker über die ganzen 30 Plätze verteilt. Sie waren es auch, die einen Überblick über die vergangenen Jahre sowie über bunte Visionen gaben.

Uli Kaiser stellte als Erfolgsbeispiel die Schulsanierung der Grundschule Reutin dar. Vorsechs Jahren sei kein Geld dafür da gewesen, auf Betreiben der Bunten sei ein eigener Regie­betrieb für Schulsanierung gegründet worden bei nur einer Gegenstimme, ausgerechnet der eines Schulleiters, der aber dann für das völlig neue Konzept dort m iteinstand. „Damit ist diese Schule nun ein Leuchtturmprojekt, das uns noch viel Tourismus bescheren wird“, ist Kaiser überzeugt.

Zusammenarbeit mit der Verwaltung war das Thema Bärbel Heumanns. Ideal sei, wenn die Verwaltung Stadtratsbeschlüsse umsetze. Dies aber sei in Lindau schwierig. Immerhin habe die Miteinbeziehung des Stadtrates in die Auswahl von Amtsleitern Vertrauen gebildet und mit Alexander Warmbrunn fürs Kulturamt, Alexander Mayer für die GWG oder auch Klaus Steiner als Stadtwerkechef zu guten Ergebnissen geführt. Sie wiederholte die Forderung nach einer Zusammenführung von Bauhof, Entwässerung und Stadtgärtnerei.

Über das Klima im Stadtrat referierte Peter Triloff, der sein Stadtratsmandat seinerzeit von Hartwig Lorenz-Meyer geerbt hatte. „Wer da stets behauptet, wir Bunten sagen immer nur nein, sind die, die nie in einer Stadtratssitzung waren“, ist er überzeugt. Denn dagegen spre­che auch die wachsende Anzahl interfraktioneller Anträge, die die Bunten stellten, mit wach­sendem Erfolg.

Die Bunte Liste will auch künftig kräftig in Lindau mitmischen und bunte Erfolgsballons steigen lassen. Hier die Kandidaten. (Foto: Christian Flemming)

Vor sechs Jahren hätten die Bunten Schulsanierungen gefordert, so Matthias Kaiser. Eine sei immerhin geschafft mit der Schule Reutin. Als Beispiel für interfraktionelle Zusammenarbeit, konkret mit der CSU, nannte er als Mobilitätsbeauftragter die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen, ein Kapitel, an die sich mittlerweile auch die SPD mit ange­hängt habe. Eine von der Verwaltung nicht beantwortete, aber wichtige Frage sei das Park­haus Inselhalle und die dadurch ungelöste Zukunft des Rummelplatz beim Jahrmarkt.

Über Visionen sprach Max Strauß, so die Fahrradeinfahrt Heidenmauer, Tempo 30 im gesam­ten Stadtgebiet, ein 15-Minuten-Takt des werbefreien Stadtbusses während der Rush Hour wie auch besser gestaltete Haltestellen. Weiters die Überführung der städtischen Immobilien zur GWG, Anwohnerparkplätze auf der Insel, eine Buslinie zum Strandbad während der Badesai­son und damit verbunden Parkgebühren im Eichwald. Ein zukunftsgesicherter Festplatz auf der Hinteren Insel steht für die Bunten aber ganz oben auf der Wunschliste.

Alexander Kiss stellte launig den Lindauer Tatort vor, der jeden Sonntag ab 20 Uhr im Sprachinstitut Dialoge stattfände. Hier gebe es aber keine erfundenen Geschichten, sondern politische Wirklichkeit. Verbale Überfälle auf den OB würden hier minutiös geplant. „Die Bun­ten hinterlassen große und kleine Spuren in der Stadt“, so Kiss. Stolz ist der altgediente Stadt­rat darauf, „dass ich dem Club Vaudeville zwei Söhne geschenkt habe“.

14 Frauen und 19 Männer

Unter die Gäste hatte sich auch Uli Leiner, der neue grüne Landtagsabgeordnete gemischt, hoch erfreut über den vollen Saal und über die Kandidatenliste, auf der 14 Frauen 19 Männern inklusive Ersatzkandidaten gegenüberstehen. Dabei ist Florian Peschka mit 19 Jahren der jüngste, Inge Pietrzak und Charly Schweizer mit 60 Jahren die ältesten. Das Durchschnittsalter liegt bei 47 Jahren. Die Versammelten sprachen sich zudem für eine Listenverbindung mit der ÖDP aus.

Kandidaten der Bunten Liste für den Stadtrat

1. Moritz Löhr; 2. Inge-Marga Pietrzak; 3. Max Strauß; 4. Christian Schabronath; 5. Christiane Thiesen; 6. Eugen Schuhmann; 7. Judith Kleiner; 8. Peter Triloff; 9. Sara-Luise Lachenmann; 10. Matthias Kaiser; 11. Alexander Kiss; 12. Uli Kaiser; 13. Ulrike Lorenz-Meyer; 14. Uwe Peschka; 15. Manuela Kiss; 16. Martin Knödler, 17. Michaela Dietenmeier; 18. Florian Peschka; 19. Katrin Harder; 20. Christian Wollin; 21. Ute Rüger; 22. Markus Schollmayer; 23. Sonja Messing; 24. Udo Sürer; 25. Eva Sasse; 26. Wolfgang Dreyer; 27. Laura Brombeis; 28. Steffen Riedel; 29. Bärbel Heumann; 30. Karl Schweizer.

Ersatzkandidaten sind Sibylle Gasch, Lothar Höfler und Martin Nuber.

(Erschienen: 25.11.2013 16:10)

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Ein Kommentar zum Artikel vom bunten Stadtrat Alexander Kiss:

…Ich weiß, es ist schwierig aus einer großen Fülle von Inhalten und Aussagen auszuwählen und das auch treffend wiederzugeben, aber ich hätte es für sehr gut gefunden, wenn noch erwähnt worden wäre, dass jeder Kandidat/In sich vorgestellt hat und dass das eine sehr eindrückliche, authentische, vielfältige und bunte Vorstellungsrunde gewesen ist. Im Gegensatz zu Jürgen Müllers One-Man-Show gewinnt der Leser den Eindruck als wäre unsere Nominierung eine 6-Stadträte-Show gewesen, was es ja definitiv nicht war…