Bericht über den Themenabend “fresh” von Ulrike Lorenz-Meyer

IMG-20130922-00340Zum Themenabend FRESH der Bunten Liste waren etwa 35 Personen zu einer eifrigen Diskussion unter Moderation von Matthias Kaiser ins Haus der Dialoge gekommen.
Patrizia Coccaro von Synergie stellte die Jugendarbeit, die im Auftrag der Stadt Lindau im X-tra auf der Insel und bis 2010 auch im FRESH geleistet wurde, vor. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, verschiedene Benutzergruppen zu integrieren. Über die Ausbildung von Jugendmitarbeitern konnte viel Engagement zwischen den Jugendlichen untereinander bewirkt werden, Durch Baumaßnahmen war es immer wieder zu Schließungen des Containers in Zech gekommen, worauf aus Sicht von Synergie die Jugendlichen durchaus bereit gewesen seien, den Weg auf die Insel ins X-tra auf sich zu nehmen.
Dies wurde von der Quartiersmanagerin Gabi Zobel und weiteren Mitarbeitern des Treffpunkt Zech anders gesehen: viele seien dabei verloren gegangen. Alfred Hurst, der die vernetzte Arbeit in Zech evaluiert hatte, betonte, dass dieser Stadtteil infolge des höheren Anteils von Migranten und benachteiligten Schichten immer noch ein besonderes Viertel sei. Seit dem Beginn des Quartiersmanagements 2001 habe sich sehr viel verändert und zum Guten entwickelt. Auch städtebaulich stelle sich das Zech nun ganz anders dar als das frühere “Scherbenviertel”. Umso unverständlicher sei es nun, dass nach all dem herausragenden Engagement vieler Beteiligten den gewachsenen Strukturen nun die Unterstützung entzogen werden solle. Es bestünde nun die Gefahr, dass der Prozess zum Stillstand oder gar zum Rückschritt komme.
IMG-20130922-00337Hauptamtsleiter Christian Ruh betonte, dass die Schließung des FRESH in erster Linie weniger eine finanzielle als eine pädagogische Entscheidung gewesen sei. Sie sei im sogenannten Fachgremium, bestehend aus Vertretern aller Stadtratsfraktionen, mehrfach und intensiv diskutiert worden. Immerhin sei das FRESH nach Auslaufen der Gelder von der Stadt noch ein dreiviertel Jahr weiter finanziert worden. Für eine Stadt von der Größe Lindau sei jedoch ein Standort für Jugendarbeit völlig ausreichend, zumal die Jugendlichen heutzutage sehr mobil seien und viele eine Stadtbus-Schülerkarte hätten, wie Coccaro hinzufügte. Falls jedoch der Stadtrat einen zweiten Standort in Zech wolle und die finanziellen Mittel in Höhe von 24 – 36.000 € jährlich zur Verfügung stelle, dann sei aus seiner Sicht eine städtische Zusammenarbeit nur mit Synergie sinnvoll, ein weiterer Träger von Jugendsozialarbeit führe zur Verzettelung.
Dem widersprach Max Strauß, Zecher Bürger und Stadtrat der Bunten Liste. Er kritisierte, dass das Bürgerforum vor der Schließung des FRESH nicht einmal angehört worden sei, dies zeuge von wenig Wertschätzung gegenüber dessen Arbeit. Um das hier Erreichte zu festigen sei es absolut notwendig, weiterhin eine aktive Jugendarbeit vor Ort zu haben. Auch müssten weiterhin Zuschüsse für das Mehrgenerationenhaus zur Verfügung gestellt werden.
Rafael Boos vom Lindauer Alpenverein stellte kurz das geplante Bike-Projekt vor. Zum Betrieb könnte zwar der Container für Werkzeuge und Maschinen genutzt werden, dies sei jedoch auch in einem anderen Raum möglich. Es sei durchaus geplant, Jugendliche in diesem Projekt zu integrieren. Der Alpenverein könne jedoch keine Jugendsozialarbeit leisten
Bei der lebhaften, jedoch immer fair verlaufenden Diskussion wurde deutlich, dass “Synergie” und “Treffpunkt Zech” unterschiedliche Ansätze von Sozialarbeit verfolgen. Während Synergie eher offene Treffen und Freizeitaktivitäten anbietet, kümmert sich der Treffpunkt mehr um Jugendberufsarbeit bei Jugendlichen, für die das bereits existierende Betreuungsangebot nicht ausreicht; er mache sich dabei oft zunutze, die gesamte Familie zu kennen und könne Zecher Firmen dazu gewinnen, Zecher Jugendlichen eine berufliche Chance zu geben
Der Abend endete in einem flammenden Appell an den Hauptausschuss, das FRESH im Zech weiter zu betreiben