Lindaus Bäume brauchen mehr Schutz

Baumschutzsatzung.foto

Etwa 50 interessierte Menschen, darunter fünf Stadtgärtner mit Leiter Meinrad Gfall kamen zur Veranstaltung der Bunten Liste zum Thema Baumschutz ins Köchlin.

Als Referentin eingeladen war Evelyn Burkart, Ingenieurin für Landespflege, die im Gartenamt Karlsruhe für die Baumschutzsatzung verantwortlich ist und über ihre Erfahrungen berichtete.

Eingangs zeigte Stadtrat Matthias Kaiser, wie innerhalb von 2-3 Jahren in Aeschach zahlreiche große, oft ortsbildprägende Bäume verschwunden sind. Alle in Zusammenhang mit Bauvorhaben, alle vom selben Bauträger. Weil Lindau keine Baumschutzsatzung hat, kann die Stadt nur wenig dagegen unternehmen. Anders in Karlsruhe, wo damit wie in vielen anderen Städten seit 34 Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht werden.

Unter Schutz stehen hier Bäume, die in 1 m Höhe einen Umfang von 80 cm, teilweise auch nur von 40 cm erreichen. Für eine weitgehende Beschneidung oder Fällung muss zuvor eine Besichtigung mit dem Gartenamt erfolgen und eine Genehmigung erteilt werden.

Wie Frau Burkart berichtete, lassen viele Privatpersonen Bäume fällen, weil sie sich über deren Verkehrssicherheit im Unklaren sind und Angst haben, dass etwas passiert. Hier erfolgt eine kostenlose Beratung, und wenn das Gartenamt den Baum für sicher hält, übernimmt es auch die juristische Haftung. Falls ein Baum gefällt werden muss, wird eine Ersatzpflanzung angeordnet, ein finanzieller Ausgleich ist in Karlsruhe nicht vorgesehen. Von 100 Anträgen wird bei 35 % der Baum durch die Beratung gerettet, bei 53 % gibt es Fällgenehmigungen, 12% werden abgelehnt. Die Befürchtung, Baumbesitzer würden diese kurz vor Erreichen der schutzwürdigen Größe fällen, hätte sich nicht bewahrheitet.

Kriterien für den Erhalt eines Baumes seien seine Gesundheit, der Standort und die Umgebung.

Bei Nichtbeachtung der Baumschutzsatzung können Verwarnungen ausgesprochen, bei Vorsatz auch Bußgelder verhängt werden. Gerade bei Bauträgern, die immer wieder negativ auffallen, kann das Bußgeld empfindliche Höhen erreichen. Jährlich kommt es zu etwa 20-30 Gerichtsverfahren.

Der Personalbedarf für die Umsetzung liegt in Karlsruhe, das zehnmal so viele Einwohner wie Lindau hat, und wo jährlich über 1100 Anträge eingehen, bei 2,5 Stellen.

Insgesamt hat die Baumschutzsatzung in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz, besonders wegen der kostenlosen Beratung über die Stand- und Verkehrssicherheit und wegen der Hilfe bei Nachbarschaftsproblemen, wo das Gartenamt quasi als Schlichter auftritt. Negative Folgen sind manchmal hohe Kosten für die Baumpflege, der Eingriff in Eigentumsrechte und die zum Teil langen Wartezeiten, bis ein Bescheid ergeht.

Im Anschluss wurde lebhaft diskutiert. Herr Gfall bezeichnete die bauliche Verdichtung der Innenstadt, bei der bis zu den Grundstücksgrenzen hin massiv gebaut werde, als großes Problem für das innerstädtische Grün. Hier müssten von der Politik grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden, welche Stadtteile künftig noch als Gartenstadt gewünscht sind. Besonders vom Bund Naturschutz wurde gefordert, dass die Stadt und ihre Töchter wie die GWG mit gutem Beispiel voran gehen müssen, was den Erhalt ihrer Bäume betrifft. Am Ende des Abends war klar, dass sich die Bunte Liste für eine Baumschutzsatzung in Lindau einsetzen wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Gedanken zu „Lindaus Bäume brauchen mehr Schutz“

  1. Danke für diesen Artikel. Konnte im Köchlin nicht teilnehmen und die LZ hab ich nur 2xdie Woche. Ich bin als normale Bürgerin ohne Haus und Grundbesitz sehr an der Pflege des Baumes interressiert. Speziell wegen dem wuchernden Efeu. Vom Bund Naturschutz habe ich dann erst mal erfahren dass je nach Strasse auch mal Kempten für Pflege und Erhalt zuständig ist oder der Landkreis….! Siehe im Moment die Bregenzerstrasse wo die wunderschönen Platanen “Strümpfe” anhaben. Das Efeu hatte da schon zT. die Kronen erreicht.und dann stirbt der Baum. In vielen Privatgrundstücken sieht es in dieser Richtung sehr schlimm aus. zB. Ladestrasse. Jetzt wo kein Laub in den Bäumen ist sieht man das. Aber auch in und um Aeschach und auf der hinteren Insel sieht es nicht anders aus. Es gibt kaum jemanden der einem da zuhört( bis auf den B. Naturschutz) mit der Stadtgärtnerei hatte ich schon unangenehme persönliche Kontakte und musste mich beleidigen lassen( ” Bepflanzung und Pflege in Aeschach). Alles andere geht jetzt zu weit. Aber danke für diese Möglichkeit.

  2. Bei der Abholzung für die Unterführung waren Bäume gekennzeichnet mit einem E. Erhaltungswürdig. Zur Beruhigung der Bevölkerung. Die lagen dann aber sehr schnell gefällt am Boden. Hab’s fotografiert. Oder von drei Bäumen bleibt der mittlere !für den Moment noch stehen. ??? Danke auch ich bin da für eine genaue Regelung.

  3. ich muss leider einen grossen Baum am Äschacher Ufer 4 Fällen lassen da Krank und umsturzgefährdet.
    Der Baum wir in Kürze gefällt und Lade alle Baumliebhaber zum Abschied dieses wunderschönen Baumes ein,
    er wird dem Uferbild sehr fehlen

    1. Danke dir für die Info! Ich habe die Fällaktion gesehen, war noch kurz mit dem Radl dort – es ist leider so, dass das manchmal nötig ist. Uwe Peschka

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