Stagnation oder Innovation? Die IHK und das Parkplatz-Wehklagen

Daniel Obermayr:

Dürftig und rückwärtsgewandt sind die aktuellen Beschlüsse der IHK, die zusätzliche 120 Parkplätze auf oder direkt vor der Insel sowie ein weiteres Parkhaus für 500 Autos fordern.

Anstatt unreflektiert ins allgemeine Parkplatz-Wehklagen einzustimmen und den Standort Insel schlechtzureden, könnte die IHK die tatsächliche Situation umfassend und wahr- heitsgemäß darstellen.

Es besteht kein Grund für Chaos und Panikfantasien. Die aktuelle Lage ist auskömmlich und nicht so schlecht, wie sie von IHK, SPD, FW dargestellt wird. Für die kommenden Jahre hat Lindau dank Bürgerentscheid mit 2000 Stellplätzen sogar 300 Stellplätze mehr zur Verfügung als die laut Verkehrsgutachten benötigten 1700. Ab April wird ein Shuttle Angebot an der Blauwiese für eine Entlastung der Parkplatzsituation der Insel sorgen. Ab Dezember können Inselbesucher mit der Bahn vom Bahnhof Reutin auf die Insel fahren.

Der IHK stünde eine moderierende Rolle gut, die kann sie aber in der politischen Frage der Verkehrspolitik in Lindau nicht einnehmen. In dieser Frage hat sie im Sommer 2019 eindeutig Stellung bezogen und sich die rückwärts gewandten Forderungen der IG „Zukunft Insel“ zu eigen gemacht. Moderation setzt Offenheit voraus, diese Voraussetzung ist hier nicht gegeben.

Wenn die IHK moderieren wollte, dann könnte sie es innerhalb ihres Regionalverbands machen. Das würde in sich widersprüchliche Beschlüsse verhindern, die einerseits die Gartenschau implizieren, andererseits für diese Zeit 120 zusätzliche Stellplätze auf der Insel fordern.

Ziel der Händler*innen wird es vermutlich sein, Kund*innen in ihren Geschäften zu begrüßen. Wie die dorthin kommen kann aus dieser Perspektive zunächst egal sein. Aus Sicht der vom Verkehr Betroffenen, des Klimaschutzes, der Stadtentwicklung, also allgemein des Gemeinwohls, ist es aber nicht egal. Hier ist es Ziel, die aktive Mobilität und öffentlichen Verkehr zu Lasten des Autoverkehrs zu stärken.

Die IHK sollte sich dringend mit nachhaltigen, zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten beschäftigen und hierbei fachkundig beraten lassen. Und dabei mit den Empfehlungen des Einzelhandelsgutachtens überlegen, wie Geschäfte und Umfeld attraktiv werden können, damit Menschen auch kommen wollen. Unsere Stadt bietet vielfältige Ansätze dafür. Entsprechende Vorschläge werden, weil sie eben auch dem Gemeinwohl dienen, auf wenig Widerstand stoßen.

Auch um den Beschäftigten Alternativen zu eröffnen gibt es Möglichkeiten. Das Landratsamt Lindau verfügt sowohl über eine Fachstelle als auch ein Konzept zur Pendlermobilität. Hier hat sich die IHK bislang gänzlich zurückgehalten und leider keinerlei Initiativen gezeigt, was z.B. die Einführung des Anreiz- und Belohnungssystem „Eco-Points” betrifft. Dieses System sieht vor, dass Mitarbeitende täglich motiviert werden Arbeitswege aktiv und umweltfreundlich zurückzulegen. Nutzen für das Unternehmen: Vermeidung von motorisiertem Individualverkehr, geringerer Parkplatzdruck, weniger Staukosten, Steigerung der Gesundheit der Mitarbeitenden und Identifikation mit dem Unternehmen. Nutzen für Mitarbeitende: Belohnung durch Preise, Gemeinschaftsgefühl, Steigerung der Gesundheit (z.B. Fahrrad, zu Fuß); Kosteneinsparung gegenüber Auto.

Mit ihrer Position disqualifiziert sich die IHK in der Rolle als Moderatorin. Sie könnte trotzdem positive Akzente in der Entwicklung unserer Stadt setzen. In dem sie, statt in dem Dogma “Parkplätze = Umsätze” zu verharren, mit ihren Mitgliedern zukunftsweisende Ideen entwickelt und mutig umsetzt. Und damit Innovationsfähigkeit beweist.

Daniel Obermayr, OB-Kandidat der Bunten Liste